Maack: Wie man aus Trümmern ein Schloss baut
Dörte Maack ist Coach und hätte sicher einen Ratgeber schreiben können. Stattdessen erzählt sie ihre persönliche Geschichte – analytisch, emotional. Und inspirierend, denn was ihr passiert ist, kann jedem von uns widerfahren: dass man sich auf ein Ziel versteift und dadurch seine Handlungsfähigkeit blockiert.
Zentrales Thema des Buchs sind radikale Veränderungsprozesse im Leben. Dörte Maack war 25 Jahre, als sie erfuhr, dass sie binnen drei Jahren unweigerlich erblinden würde. Ehrlich und uneitel beschreibt sie, welche inneren Wandlungsprozesse die Diagnose auslöste. Zum Beispiel wie sie, eine im Grunde optimistische und offene Frau, ihren negativen Grundannahmen über das Dasein blinder Menschen auf den Leim ging. Aus Angst, ohne Sehkraft nichts als hilfsbedürftig und nutzlos zu sein, verrannte sie sich in die Hoffnung, mit irgendeiner Therapie irgendwo auf der Welt ihren Rest an Sehkraft zu bewahren, den sie damals noch hatte. Ihre Zuversicht mutierte mit der Zeit zu einer starrsinnigen Fixierung auf ein Ziel. Aus der Verbissenheit kam sie erst heraus, als sie lernte hinzunehmen, was sie nicht ändern konnte. Wie sie ihr Leben nach diesem Wendepunkt außerordentlich aktiv und positiv veränderte, schildert sie im zweiten Teil ihrer Lebensgeschichte.
Ihr Buch profitiert davon, dass Dörte Maack dramaturgisch versiert ist: Als ehemalige Straßenkünstlerin weiß sie Pointen zu setzen. Als Keynote Speakerin beherrscht sie Storytelling mit Spannung und Humor. Als Coach geht sie immer wieder in die Tiefe, wechselt die Perspektive und pauschalisiert nicht. Quasi als Zugabe zu ihrer persönlichen Geschichte beschreibt sie in einem Modell, welche emotionalen Phasen ein Mensch durchlebt, wenn er eine ungewollte, schwerwiegende Veränderung bewältigen muss. Das ist unaufdringlich und gerade deshalb inspirierend.
Dörte Maack: Wie man aus Trümmern ein Schloss baut. Die Geschichte meines Erblindens und wie ich wieder Lebensfreude fand. Patmos Verlag. 20 €.