Welche Projekte wurden mit dem Innovationspreis 2024 ausgezeichnet?
»Erzähl es den Kindern«
Die Zielgruppe Kinder für Religion, Glauben und Gott interessieren – das war das Ziel der 37 Initiativen, die sich um den Andere Zeiten-Preis für innovative Ideen und Projekte beworben hatten. Die unabhängige ökumenische Jury hat nun je zwei Initiativen mit einem ersten und zwei mit einem zweiten Preis ausgezeichnet. Die beiden ersten Preise und je 5000 Euro erhalten das »Kirche mit Kindern-Mobil« der Evangelischen Kirche in der Pfalz sowie das »Kunterbunte Dingsda« des Evangelischen Kirchenkreises Gladbeck-Bottrop-Dorsten und Recklinghausen. Die beiden zweiten Preise gehen mit je 2500 Euro an die Projekte »Sterben-Auferstehung-ewiges Leben« der St. Laurentius Kirchgemeinde in Auerbach/Vogtland und »Andacht für alle« in der Grundschule an der Schwanthalerstraße in München.
In einem ausgemusterten Feuerwehr-Gerätefahrzeug gibt es Erzähl- und Kreativmaterial für die Begegnung, Spiele und Gottesdienste mit Kindern an so unterschiedlichen Orten wie Wiesen, Campingplätze, Zeltlager oder Gemeindefeste. Das knallorangene Auto des »Kirche mit Kindern-Mobils« ist Blickfang und Einladung zugleich und alle Andachten enden mit dem alten Blaulicht und dem Martinshorn. »Mir liegt am Herzen, dass die Kinder selber zu Wort kommen in dem, was sie glauben und fragen – und sich frei kreativ ausdrücken können. Kinder ins bereits echte Theologinnen und Theologen – in dieser Haltung begegne ich ihnen und lasse mich von ihnen inspirieren«, sagt Projektinitiator Pfarrer Stefan Mendling.
Beim »Kunterbunten Dingsda« klären die Küsterin Melissa und der blau-plüschige außerirdische Praktikant Logodor wichtige Fragen, wie »Warum ist der Talar schwarz?«, »Warum läuten die Glocken?« oder »Was ist ein Klingelbeutel?« Seit August 2023 wurden bislang 13 Erklärvideos auf Youtube veröffentlicht, die vor allem in Kitas und Grundschulen eingesetzt werden. Jury-Mitglied Pastor Dr. Christian Wollmann ist begeistert: »In einer Zeit des kirchlichen Traditionsabbruches ist es wichtig, sich als Kirche mutig experimentierend und zugleich wie selbstverständlich in der digitalen Welt zu bewegen. Das Projekt Kunterbuntes Dingsda und Küsterin Melissa tun genau das – und zeigen nebenbei, dass wir als Kirche dazu am besten auf die wertvollen Gaben aller Haupt- und Ehrenamtlichen zurückgreifen.« Mit dem Preisgeld wollen die Initiatoren weitere Abenteuer mit Melissa und Logodor realisieren. Es stehen noch Themen wie Trauer, Tod, Kirchenasyl oder Ökumene auf der Liste, wie der Öffentlichkeitsreferent Jörg Eilts erzählt.
Drei Tage lang konnten Kindern bei »Sterben-Auferstehung-ewiges Leben« die Passions- und Ostergeschichte erleben. Die Kindergartenkinder mit und ohne religiösen Hintergrund, beschäftigten sich unter der Federführung von Pfarrerin Dr. Nikola Schmutzler mit dem Sterben und dem Abschied, konnten Ängste abbauen und die Auferstehungshoffnung erleben.
Auch in der »Andacht für alle« kommen Kinder mit unterschiedlichen Glaubenshintergründen zusammen. Gut 180 christliche, muslimische und konfessionslose Schüler:innen aus dem Münchner Bahnhofsviertel beschäftigten sich in der ersten Andacht im Oktober 2023 mit der Forderung »Behandle alle so, wie du selbst behandelt werden willst«. Bei diesem Format grundlegend sei es, dass sich Kinder aller religiöser Hintergründe auf Augenhöhe treffen und jedes Kind seinen Glauben zeigen darf, berichtet die Schulleiterin Hanna Bogdahn. Jurymitglied Pater Martin Löwenstein lobt: »Statt sich nur auf die vorgebliche Neutralität eines kleinsten gemeinsamen Nenners der Weltanschauungen zurückzuziehen, der niemandem mehr Heimat bietet, lädt das Projekt die religiösen Traditionen ein, in einer Andacht für alle kreativ mit dem Eigenen präsent zu sein sowie zugleich das Andere zu erleben und zu respektieren.« Dies geschehe im deutschen Schulsystem bisher zu wenig.