Zweiter Weihnachtstag

Zweiter Weihnachtstag oder Stephanustag? – In den evangelischen Gottesdiensten steht am 26. Dezember nicht mehr die Geburtsgeschichte Jesu im Zentrum, sondern die »Fleischwerdung des Wortes« nach dem Evangelisten Johannes; in den römisch-katholischen Kirchen wird dies bereits in der Heiligen Messe am Tag zuvor gefeiert.

Der geläufige Begriff »Zweiter Weihnachtsfeiertag« überdeckt jedoch die ältere Tradition, den 26. Dezember als »Tag des Heiligen Stephanus« zu begehen, die sich zwischen dem 5. und 7. Jahrhundert in der Kirche ausbreitete und dann in den Hintergrund trat. In den letzten Jahren wird der Stephanustag jedoch zunehmend wiederentdeckt – und zwar als »Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen«.  

Der Stephanustag bot sich dafür an, weil Stephanus nicht nur als erster Diakon der christlichen Gemeinde, sondern auch als der erste Märtyrer überhaupt gilt, der um seines christlichen Glaubens willen umgekommen ist – als »Erzmärtyrer«. In der Apostelgeschichte wird berichtet, dass er als Mann »voll Gnade und Kraft« auch theologisch Position bezog, sich vor dem Hohen Rat dafür verantworten musste und am Ende, wohl zwischen 36 und 40 n. Chr., gesteinigt wurde.

In der katholischen Kirche wurde am Stephanustag traditionell (und vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Ostblock) für die verfolgte Kirche gebetet. Angesichts der Christenverfolgungen in aller Welt erklärte die Evangelische Landeskirche Württembergs 2007 den Stephanustag zum »Gebetstag für bedrängte und verfolgte Christen«, 2012 schlossen sich die römisch-katholischen deutschen Diözesen dem an. Dabei wird der Blick in jedem Jahr auf wechselnde Regionen der Welt gerichtet, in denen die Glaubensfreiheit bedroht ist – nicht nur die der Christen. Am Stephanustag beten Christen für ihre verfolgten Brüder und Schwestern nicht exklusiv, sondern exemplarisch.