Heiligabend

Wenn Familien am 24. Dezember Weihnachtsbescherung feiern, ist das eigentlich ein Tag zu früh, denn erst der 25. ist der Tag des Christfestes. Der Heiligabend ist der letzte Tag der Adventszeit und der Gedenktag Adams und Evas. Deshalb fand im Mittelalter während der nächtlichen Gottesdienste zum Christfest, den Christmetten, vor dem Krippenspiel ein »Paradiesspiel« statt. Im Mittelpunkt stand die biblische Geschichte von Adam und Eva und dem Baum der Erkenntnis. Dafür wurde eine Tanne oder ein Buchsbaum mit Äpfeln geschmückt, später auch mit Engelshaar und vergoldeten Nüssen. Das Paradiesspiel war so etwas wie die Vorgeschichte: Adam und Eva wollten sein wie Gott. Seit sie den Garten Eden verlassen mussten, waren die Menschen von Gott getrennt. Die Geburt Jesu hebt diese Trennung auf: Gott wird Mensch und kommt uns Menschen ganz nah. »Heut schließt er wieder auf die Tür zum schönen Paradeis...«, heißt es in dem Weihnachtslied »Lobt Gott, ihr Christen alle gleich«.

Das Paradiesspiel geriet in Vergessenheit, der Baum blieb. Anfangs waren manche Geistliche gar nicht begeistert davon. Ein Straßburger Pastor wetterte 1642: »Unter anderen Lappalien, mit denen man die Weihnachtszeit oft mehr als mit Gottes Wort begeht, ist auch der Weihnachtsbaum ...« Dennoch zog er in die Wohnzimmer ein, aus Äpfeln wurden meist Kugeln, und noch Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten in Norddeutschland Adam, Eva und die Schlange zum traditionellen Christbaumschmuck.