Reformationstag

Der Reformationstag am 31. Oktober ist in einigen Bundesländern seit 2017 (wieder) ein Feiertag – nach den Feiern in Erinnerung an den »Thesenanschlag« vor 500 Jahren. Ob 500 Jahre Reformation in erster Linie ein Anlass zum Feiern oder zum Gedenken sind, ist immer wieder umstritten. Eins ist sicher: Eine Spaltung der Kirche hatte Luther niemals im Sinn, als er seine provokanten Thesen gegen den Ablasshandel 1517 veröffentlichte. Ihm, dem jungen Mönch und Theologieprofessor, lag viel daran, Missstände in seiner Kirche aufzudecken und sie zur Rückbesinnung auf ihre Wurzeln zu bewegen. Doch seine Ideen lösten in ihrer Zeit keine konstruktive Auseinandersetzung, sondern Ablehnung, Kampfgeist und Polemik aus. Der Reformanstoß eskalierte schließlich bis hin zur Kirchenspaltung.

Erst seit 1667, dem 150. Jahrestag des sogenannten Thesenanschlags, ist der 31. Oktober unter Protestanten der verbindliche Reformationsgedenktag. Er hatte sich gegen Luthers Geburts- und Todestag sowie den Tag der Augsburger Konfession durchgesetzt. Vielleicht, weil es so ein starker Erzählstoff ist, der sich mit diesem Tag verbindet: ein mutiger Martin Luther, der seine Thesen an die Tür der Wittenberger Schlosskirche nagelt. In den vergangenen Jahrhunderten stand der Reformationstag häufig im Zeichen der Abgrenzung gegen die katholische Kirche und der protestantischen Selbstvergewisserung. 2017 dagegen war das erste Reformationsjubiläum im Zeitalter der Ökumene. Dementsprechend lud die Evangelische Kirche in Deutschland Katholikinnen und Katholiken ausdrücklich mit ein, 2017 ein gemeinsames Christusfest zu feiern, ein Fest der Versöhnung und der europäischen Freiheitswerte.